Beim ÜBERLAND Festival in Görlitz gab es vom 10.-12. September 2021 geballtes Wissen, neue Ideen, inspirierende Menschen und vor allem das gemeinsame Nachdenken über gesellschaftspolitische Herausforderungen im ländlichen Raum. Mit dabei: die Stiftung Bürger für Bürger als Mitglied der Allianz für Zusammenhalt.
Im Rahmen des ÜBERLAND Festivals gestaltete die Stiftung Bürger für Bürger gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Allianz für Zusammenhalt (Amadeu Antonio Stiftung, Bertelsmann Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator, ZEIT-Stiftung) am Samstagvormittag, den 11. September 2021, eine Diskussionsrunde zum Thema „Engagement für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt im ländlichen Raum“.
Engagement für Demokratie – was heißt das eigentlich? Im Gespräch mit Besucher:innen des Festivals und der Allianz für Zusammenhalt zeigte sich: Es geht darum, Demokrat iekompetenzen zu stärken (wie
Ambiguitätstoleranz, eine respektvolle Debattenkultur oder digitale Mündigkeit) und politische Beteiligungsmöglichkeiten zu verbessern. Schnell wurde aber auch deutlich: Nicht jedes Engagement fördert Demokratie und auch in pro-demokratischen Engagement- und Beteiligungsstrukturen wirken gesellschaftliche Ausschlussmechanismen, die wir überwinden müssen.
Aus der Diskussion ging hervor: Es ist wichtig, die Perspektiven von People of Colour einzubeziehen und über Alltagsrassismen in Vereinen zu sprechen. Auch bürokratische Hürden und Sprachbarrieren bei der Beantragung von Fördermitteln müssten abgebaut werden, um allen Menschen Zugang zu ermöglichen. Nicht zuletzt sollten engagementfördernde Strukturen selbst demokratisch sein. Im besten Fall bieten sie „einen Rahmen“, der von den Menschen vor Ort gefüllt wird. Gerade jungen Menschen dürften keine starren Engagement‑Programme vorgesetzt werden.
Um Ausschlussmechanismen im Engagement ging es auch am Nachmittag. Das Projekt JUGENDSTIL* der Stiftung Bürger für Bürger bot eine Diskussionsrunde zum Thema „Rassismus im Ehrenamt“ an. Hier sprach Dennis Chiponda mit Teilnehmenden des Festivals über seine Erfahrungen als engagierter BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) in Ostdeutschland. Dabei entstanden zahlreiche Ideen dazu, was sich in der Engagementlandschaft ändern müsste: Versteckte Rassismen in Engagement-Kontexten erkennen und ihnen begegnen; Bedürfnisse von Menschen mit Migrationsgeschichte erfragen und ernstnehmen, Mentor:innen-Programme für engagierte BIPoC entwickeln und Beratungsstellen aufbauen, die Vereine im Abbau und Umgang mit (verdeckten) Rassismen unterstützen.
Wir bedanken uns für den inspirierenden Austausch mit allen Beteiligten und freuen uns auf das nächste ÜBERLAND Festival!
Text: Judith Höllmann
Fotos: Judith Höllmann und Petrumila Zhendova