Unter dem Motto „Was geht? Engagiert für Demokratie in Halle“ haben wir am Donnerstag, 2. September zum Dialog in die Salt Labs eingeladen. 20 Teilnehmende zwischen 14 und 64 diskutierten an bunten Thementischen über Wirksamkeit von Engagement, politische Beteiligung und die Gestaltung der Deutschen Einheit. Die Veranstaltung war der Auftakt für unser neues Projekt „Engagiert für Demokratie“.
Auf welche Hürden stoßen gerade Jugendliche beim Versuch, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten und was braucht es, damit sie sich engagieren (können)? Unsere Diskussionsveranstaltung zwischen jungen und älteren Engagierten aus Halle und aus den Gremien der Stiftung Bürger für Bürger zeigte: Nicht immer ist es leicht für junge Menschen, Schule, Familie und freiwilliges Engagement unter einen Hut zu bringen. Auch Engagement-Angebote erst einmal ausfindig zu machen, ist nicht selbstverständlich. Gerade Engagement-Möglichkeiten für Jugendliche unter 14 Jahren sind aus Sicht der Teilnehmenden schwer zu finden. Die Jugendlichen wünschen sich zeitlich flexiblere Engagement-Angebote und einfachere Zugangsmöglichkeiten. So entstand die Idee eines Engagement-Tages mit einem Markt der Möglichkeiten an Schulen.
Um sich und die eigenen Ideen in die politische Debatte einbringen zu können, gibt es vielfältige Möglichkeiten der Jugendbeteiligung. Doch wie kann der Austausch mit Erwachsenen klappen und was können Erwachsenen-Beteiligungsstrukturen von jungen Menschen lernen? Dazu hatten die Jugendlichen viele Ideen: Sie möchten einen Austausch auf Augenhöhe in einer gemeinsamen Sprache, lehnen „Pseudo“-Beteiligung ab, wollen Gehör finden und ernst genommen werden. Auf Aussagen à la „das haben wir schon immer so gemacht“ können sie gut und gern verzichten.
Auch aus der (Engagement-)Geschichte lässt sich etwas lernen. Der Deutschen Einheit ging ein Prozess der gesellschaftlichen Veränderungen voraus und auch bei der Gestaltung der Einheit nach 1990 spielten zivilgesellschaftliche Akteur*innen eine wichtige Rolle. Während die älteren Engagierten der Dialogveranstaltung dies selbst miterlebten und aus ihren Erfahrung berichteten, wurde den Jugendlichen die Einteilung „Ost/West“ sowie damit einhergehende Unterschiede und Ungleichheiten oft erst im Studium bzw. in der Ausbildung bewusst. Gemeinsam diskutierten die Engagierten Potentiale für Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt mit Blick auf die Zukunft.
Was haben die Teilnehmenden aus den Gesprächen mitgenommen? Vanessa Fuhrmann, Praktikantin des Kinder- und Jugendbeauftragten der Stadt Halle, hat gelernt, dass Jugendbeteiligung niedrigschwellig sein muss, es muss Anlaufstellen und leicht zugängliche Informationen geben. Igor Matviyets, der sich bei den JUSOS und in der SPD engagiert, freute sich, mit der Veranstaltung eine neue engagierte Generation in der Stadt zu treffen. Er wünscht sich ein Jugendparlament in Halle und fragt: „Warum sollten andere Städte etwas haben, was Halle nicht hat?“. Christof Starke, Geschäftsführer des Friedenskreis Halle e.V., fand es besonders spannend, mit den Jugendlichen über die deutsche Einheit zu diskutieren: „Toll, dass es junge Menschen interessiert“.
Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Olaf Ebert, Vorstand der Stiftung Bürger für Bürger, fest: Die oft „verkrusteten“, traditionellen Beteiligungsstrukturen können viel von Jugendlichen lernen.
Text: Judith Höllmann und Sophie Leins
Fotos: Marcus-Andreas-Mohr